Vorstellrunde
Gregor:
Dirk, wir haben uns 2023 während unserer 2024 abgeschlossenen Ausbildung zum zertifizierten Mediator kennengelernt. Was hat Dich zur Teilnahme motiviert?
Dirk:
Während meiner beruflichen Tätigkeit traten vereinzelt persönliche Konflikte zwischen meinen Mitarbeitern auf, die sind nicht nachhaltig lösen ließen. In der Zeit habe ich mich gefragt, ob es Methoden gibt, mit denen man dies hätte erreichen können, habe das Thema aber zunächst nicht weiter verfolgt. Nach Ende meines Berufslebens kam mir diese Frage wieder in den Sinn. So bin ich letztendlich bei der Mediation gelandet.
Wie sieht es bei Dir aus? Bei Beginn der Ausbildung hast Du gesagt, dass Du schon eine Qualifikation zum Stressmanagement-Trainer erworben hast. Wieso sind Dir diese zusätzlichen Kenntnisse und Fähigkeiten und insbesondere diese Kombination wichtig?
Gregor:
Sowohl während meiner beruflichen Tätigkeit in Leitungsfunktionen der Industrie/Logistik als auch aktuell in der Sozialwirtschaft ist immer wieder deutlich geworden, wie sehr offene Konflikte oder nicht akzeptierte Lösungen die Zusammenarbeit belasten. Dies wirk sich häufig auch auf das private Umfeld aus, besonders wenn die Beteiligten stark Stressfaktoren ausgesetzt sind und Ihnen die Möglichkeiten fehlen, mit diesen Stress-Situationen umzugehen.
Wo wir jetzt schon beim Berufsleben sind:
Du hast als promovierter Chemiker als personalverantwortliche Führungskraft, Erfahrungen gesammelt. Kannst Du diese in die Mediation einbringen und andersherum denkst Du zurückblickend, das Wissen um die Möglichkeiten der Mediation hätte Dir im Arbeitsleben helfen können?
Dirk:
Zum einen habe ich gelernt, dass Dialog nicht nur reden sondern auch zuhören bedeutet. Die andere wichtige Erkenntnis war, dass selbst entwickelte Lösungen häufig nachhaltiger sind und natürlich eine größere Akzeptanz haben. Das geht schon Richtung Mediation.
Hinsichtlich des zweiten Teils Deiner Frage denke ich, dass die Mediation in den oben beschriebenen Fällen schon hilfreich gewesen wäre. Ich muss aber betonen, dass ich im Kreise meiner Mitarbeiter nicht als Mediator hätte auftreten können.
Nachdem wir uns zu diesem gemeinsamen Auftritt entschlossen hatten, haben wir überlegt, welche Themen uns jeweils besonders interessieren. Für Dich sind dies das Nachbarschaft- und Mieter/Vermieter-Verhältnis, die Zusammenarbeit in Teams in Unternehmen, Organisationen und Vereinen, sowie die Stärkung von Fach- und Führungskräften. Warum sind Dir diese Themen besonders wichtig?
Gregor:
Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht schon selbst in schwierigen Situation mit Nachbarn, Mietern oder Vermietern war oder dies aus dem persönlichen Umfeld kennt. Dabei sind es häufig vermeintliche „Kleinigkeiten“, die eine belastende Auseinandersetzung auslösen und dazu führen können, dass man sich zu Hause nicht mehr wohlfühlt und eventuell sogar einen Umzug in Erwägung zieht. Häufig sind auch langwierige und mitunter teure juristische Auseinandersetzungen die Folge. Das Verhältnis zu den Nachbarn, Mietern oder Vermietern bleibt fast immer dauerhaft belastet. In diesem Bereich mittels der Mediation eine Lösung zu finden, die auch langfristig ein gutes Miteinander in der Nachbarschaft und Wohnsituation ermöglicht, ist sehr wertvoll.
Mein zweiter Schwerpunkt „Zusammenarbeit in Teams“ richtet sich nicht nur an Betriebe, sondern hat ebenso in Vereinen, Organisationen und vielem mehr seine Bedeutung.
Konflikte zwischen einzelnen Personen oder im Team können auch bei ehrenamtlichen Tätigkeiten auftretend im ungünstigsten Fall zum Ende des gesamten Ehrenamtes führen.
Bei der „Stärkung der Fach- und Führungskräfte“ ist die Zielsetzung, diese in Konfliktsituationen zu unterstützen und Tools zur Klärung nach den Methoden der Mediation an die Hand zu geben.
Neben Deinem erfahrungsbedingten Interesse an der Mediation persönlicher Probleme zwischen Mitarbeitern in Betrieben hältst Du die Begleitung von Betriebsübergaben, gerade in kleineren Unternehmen, für wichtig. Wie bist Du auf dieses Thema gekommen und warum hältst Du gerade bei einer Betriebsübergabe innerhalb einer Familie von einer Generation auf die nächste die Mediation für so bedeutsam?
Dirk:
Handwerksbetriebe sind häufig klein, haben, wenn überhaupt, nur wenige Mitarbeiter. Ich denke viele von uns haben die Erfahrung gemacht, dass es schwierig sein kann, Handwerker zu bekommen. Das liegt unter anderem daran, dass meine Generation, die Boomer, oft keine Nachfolger findet. Soll ein Familienmitglied die Nachfolge antreten, kommen Gefühle wie enttäuschte Erwartungen und Missverständnisse hinzu. Ein typisches Feld für die Mediation. Vielleicht kann ich so einen kleinen Beitrag gegen den Fachkräftemangel leisten.
Gregor:
Inzwischen stehst Du nicht mehr im aktiven Arbeitsleben. Welche Interessen/Hobbys hast Du und sind auch in diesen Lebensbereichen die Methoden der Mediation aus Deiner Sicht sinnvoll und hilfreich?
Dirk:
Ich versuche regelmäßig mit dem Rad durch das Münsterland zu fahren. Wir ziehen in unserem Garten etwas Gemüse, dass ich auch gerne verarbeite. Hier kann die Mediation keinen Beitrag leisten.
Außerdem beschäftige ich mich schon seit Jahrzehnten mit dem Klima. Allerdings wähle ich eine rationale Herangehensweise. Die Mediation hilft mir Menschen zu verstehen die das Thema emotionaler sehen.
Wenn ich im Kreis meiner Familie den Mediator gebe, ernte ich allgemeine Heiterkeit. Das nehme ich dann als deutlichen Hinweis, dass ein Mediator eine gewisse Distanz zu den Medianden haben sollte.
Wo ich jetzt Persönliches preisgegeben habe, würde ich gern auch von Dir etwas erfahren!
Gregor:
In meiner Freizeit bin ich im Tierschutz und bei der Tafel ehrenamtlich unterwegs.
Auch ihn solchen Vereinen und Organisationen können die Methoden der Mediation zur Beilegung von Konflikten und Spannungen wirksam sein.
Zudem bin ich im Bogensport aktiv und wir reisen gern.
Dirk Hoppe